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Der Kaiser und die Schwarzen Mander

© Stefan Elsler http://www.sixfootphoto.com. Schon im Jahre 1503 hatte Kaiser Max den Hofmaler Gilg Sesselschreiber mit den Planungen zu einem Grabmal beauftragt. Erst nach fünf Jahren waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Bei der Übertragung der Ausführungsarbeiten zu den großen „Erzbildern“ an Meister Gilg bewies Kaiser Max keine glückliche Hand: Gilg Sesselschreibers Stärke bestand darin, viel Geld zu verbrauchen und dem Kaiser überall hin „nachzulaufen“, statt in der Werkstatt seiner Arbeit nachzugehen. Obwohl der Kaiser ihm eine wahre „Eselsgeduld“ entgegen brachte, führte diese „Arbeitsweise“ Gilg Sesselschreiber auch einmal in den Innsbrucker Kräuterturm, das damalige Stadtgefängnis. Endgültig entlassen wurde Sesselschreiber erst im Sommer 1518. Als der Kaiser verstarb, war erst ein rundes Dutzend der „Schwarzen Mander“ fertig gestellt. 1890 veröffentlichte David von Schönherr als Ergebnis von 25jähriger Aktenforschung die Geschichte des Grabmals von Kaiser Max.
© Stephan Elsler http://www.stephanelsler.com. Schon im Jahre 1503 hatte Kaiser Max den Hofmaler Gilg Sesselschreiber mit den Planungen zu einem Grabmal beauftragt. Erst nach fünf Jahren waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Bei der Übertragung der Ausführungsarbeiten zu den großen „Erzbildern“ an Meister Gilg bewies Kaiser Max keine glückliche Hand: Gilg Sesselschreibers Stärke bestand darin, viel Geld zu verbrauchen und dem Kaiser überall hin „nachzulaufen“, statt in der Werkstatt seiner Arbeit nachzugehen. Obwohl der Kaiser ihm eine wahre „Eselsgeduld“ entgegen brachte, führte diese „Arbeitsweise“ Gilg Sesselschreiber auch einmal in den Innsbrucker Kräuterturm, das damalige Stadtgefängnis. Endgültig entlassen wurde Sesselschreiber erst im Sommer 1518. Als der Kaiser verstarb, war erst ein rundes Dutzend der „Schwarzen Mander“ fertig gestellt. 1890 veröffentlichte David von Schönherr als Ergebnis von 25jähriger Aktenforschung die Geschichte des Grabmals von Kaiser Max.

 

Des Kaisers Kreuz mit den Schwarzen Mandern

von

Bernd Oberhofer

500 Jahre ist es her, seit Maximilian I. Kaiser des Hl. Römischen Reiches und römisch-deutscher König, am 12. Jänner 1519 in Wels verstorben ist. 28 Jahre lang hatte er als Landesfürst in Tirol geherrscht. Seinem Geburtsort nach war Kaiser Max Niederösterreicher; er war 1459 in Wiener Neustadt zur Welt gekommen. Blickt man auf seine vier Großeltern, so war Kaiser Max ein „Kind Europas“: Eine Großmutter stammte aus Spanien, eine aus Polen; ein Großvater war Portugiese, der andere Steirer. Der Vater von Kaiser Maximilian, Kaiser Friedrich III. (*1415; † 1493), war seinem Geburtsort nach Tiroler, Maximilians Mutter war die portugiesische Königstochter Eleonore Helena (*1436; † 1467).

Nach der Legende soll Kaiser Max Innsbruck als Ort seiner letzten Ruhestätte erwählt haben. Diesen Plan hätte er erst kurz vor seinem Tod im Zorn geändert, weil habgierige Innsbrucker Gastronomen beim letzten Aufenthalt des Kaisers in Tirol im Herbst 1518, seinem Gefolge die Unterbringung verweigert hätten. Dies angeblich wegen unbezahlter Rechnungen vom Frühsommer 1518, als in Innsbruck für mehrere Monate ein „Generallandtag“ abgehalten wurde. Die Geschichte ist erfunden. Weder hatte Kaiser Max geplant, seine letzte Ruhestätte in Innsbruck zu errichten, noch hatten die Innsbrucker Gastronomen dem Gefolge des Kaisers jemals die Aufnahme verweigert. Innsbruck war „landesfürstliche Stadt“. Widerstand gegen Maximilians Wünsche oder diejenigen seines Gefolges sind in das Reich der Phantasie zu verweisen. Man darf die Macht eines römisch-deutschen Königs und Kaisers am Beginn der Neuzeit nicht unterschätzen. Maximilians designierter Nachfolger und Erbe, sein Enkelsohn Karl, der 1518 bereits die Kronen von Aragon und Kastilien sowie die Herrschaft über das heutige Belgien und Holland in seiner Person vereinte, hatte nur wenige Monate später in Summe 852.000 (!) Gulden investiert, um seine Wahl zum römisch-deutschen König zu motivieren. Im Vergleich zu dieser Summe erscheinen die kolportierten 24.000 Gulden offene Bewirtungskosten wie der sprichwörtliche Tropfen Wasser auf einem heißen Stein.

WIENER NEUSTADT ALS AUFSTELLUNGSORT

Tatsächlich hat Kaiser Maximilian erstmals in seinem Testament vom Dezember 1518 öffentlich gemacht, wo er seine letzte Ruhestätte finden wollte: in der St.-Georgs-Kathedrale der Wiener Neustädter Burg. Maximilian war an diesem Ort zur Welt gekommen und dort wollte er auch begraben werden. In der St.-Georgs-Kathedrale sollte alles aufgestellt werden, was an Statuen für sein Grabmal schon bereit war. Die Fertigstellung seines Grabmales übertrug Kaiser Maximilian seinen Enkelsöhnen und Erben, Karl und Ferdinand, denen er seine Österreichischen Erbländer testamentarisch vermachte. Bei seiner Planung hatte Maximilian auch an technische Einzelheiten gedacht. Die St.-Georgs-Kathedrale in Wiener Neustadt, die Taufkirche Maximilians, ist im ersten Stock der Burg worden. Die Bodenplatten waren aus statischer Sicht der Aufstellung der „Schwarzen Mander“ nicht gewachsen. Maximilians Idee war es, zur Entlastung des Bodens alle Erzstandbilder mit Ketten in der Dachkonstruktion zu verankern. In der St.-Georgs-Kathedrale hätten die die „Schwarzen Mander“ das Bild eines riesigen Puppentheaters abgegeben. Entsprechend Maximilians Wunsch wurde die St.-Georgs-Kathedrale in Wiener Neustadt seine Begräbnisstätte. Von dem Plan, dort auch das gewaltige Grabmal zu installieren, ist Maximilians Enkel, Ferdinand I. abgewichen. Jörg Kölderer, zuerst Hofmaler in Innsbruck und später auch Hofbaumeister Kaiser Maximilians, hat im Jahr 1528 im Auftrag Ferdinands I. die Kirchen in Wien und Wiener Neustadt nach möglichen Aufstellungsorten für das gewaltige Grabmal überprüft; er hatte keinen geeigneten Aufstellungsort gefunden. Letztlich hat Ferdinand I. im Frühjahr 1549 angeordnet, dass in der Stadt Innsbruck eine neue Kirche zur Aufnahme des Grabmahles für seinen Großvater errichtet werde. Dies so nahe am Stadtgraben, dass man von der landesfürstlichen Burg und dem angrenzenden „Wappenhaus“ über einen Gang zur neuen Kirche gelangen könne. An der von Ferdinand I. ausgewählten Stelle wurde in der Zeit von 1553 bis 1563 die heutige Hofkirche gebaut. Innsbruck lag als Aufstellungsort nahe, weil der Großteil der monumentalen Einzelstücke in einer eigens von Kaiser Max in Mühlau bei Innsbruck eingerichteten Kunstgießerei hergestellt worden war. Dort wurden auch die auswärts hergestellten Kunstwerke zusammen gezogen. Die über Jahrzehnte angehäufte Ansammlung an erzernen Statuen war schon als solche eine Tiroler Sensation. Ferdinand I. ließ diese Sammlung nicht ohne Stolz seinen ausländischen Gästen vorführen. So reiste sein Neffe und designierte Nachfolger seines Bruders als spanischer König im Jahr 1548 durch Innsbruck. Ausdrücklich hatte Ferdinand I. angeordnet, Prinz Phillip „die gegossen Pilder zu Milen“ sehen zu lassen. 

KAISER FERDINAND WÄHLT INNSBRUCK

Das Grabmal von Kaiser Max entwickelte sich zum „Jahrhundertwerk“ – so lange hatte nämlich die Ausführung der kühnen Pläne des Kaisers gedauert. Kaiser Max hatte für die Errichtung einen Mann erwählt, der die Vorstellungen des Kaisers trefflich zu Papier bringen konnte, ansonsten jedoch mehr zum behaglichen Leben als zur Arbeit neigte: Gilg (Egydius) Sesselschreiber aus München. Von 1503 an hatte sich Gilg Sesselschreiber fünf Jahre lang mit der Planung des Grabmales beschäftigt. Kaiser Max hatte sich persönlich eingebracht und Korrekturen veranlasst. Im März 1508 hatte der Kaiser die endgültigen Pläne abgesegnet. Er hatte Innsbruck als den Ort erwählt, wo die Arbeiten ausgeführt werden sollten. Gilg Sesselschreiber übersiedelte deshalb 1508 im Auftrag des Kaisers nach Tirol, wo Kaiser Max bereits seine berühmte Plattnerei (Rüstungsschmiede) eingerichtet hatte und in Hötting sowie „am Gänsbühel“ (heute Büchsenhausen) und in Mühlau Geschütze und Handfeuerwaffen herstellen ließ. Neben der Waffenproduktion wollte Kaiser Max auch die Kunstgießerei in Tirol etablieren. Das nötige Kupfer wurde in reichen Mengen aus den Bergwerken in Schwaz und Gossensaß gefördert; das Zink für die Legierungen war leicht zu beschaffen.

Zeitgleich mit Gilg Sesselschreiber engagierte Kaiser Max in Nürnberg den Meister Stefan Godl, der auch 1508 nach Innsbruck kam. Nürnberg war das Zentrum der „Rotschmiedekunst“, der Bearbeitung von Messing und Kupfer. Meister Godl wurde die Herstellung von dutzenden kleineren Erzstatuen für das Grabmal übertragen. Er arbeitete konsequent, ohne dass es je Anlass zu Beschwerde gab. Ganz anders Gilg Sesselschreiber, der die „großen Erzbilder“ ausführen sollte. Bis April 1509 hatte Gilg Sesselschreiber noch gar nichts ausgerichtet, weshalb der Kaiser ihm die Zeichnungen abnehmen und die Ausführung die „großen Erzbilder“ in Nürnberg in Auftrag geben wollte. Sesselschreiber verfasste eine lange Beschwerdeschrift, er gelobte Beschleunigung der Arbeit und berief sich auf seine langjährige gemeinsame Entwurfsarbeit mit dem Kaiser sowie sein Urheberecht: Es fiele ihm schwer, nun alles in fremde Hände zu geben und den Nutzen und Ruhm davon anderen zu überlassen, die auch gar kein Recht hätten, die Arbeit nach seinen Zeichnungen zu machen. Kaiser Max ließ sich besänftigen. Am 13. Mai schrieb er von Kaufbeuren an die Innsbrucker Regierung, dass Sesselschreiber sogleich den Guss eines „großen Bildes“ vollziehen solle, welches er bei seinem „Durchreiten“ in Innsbruck zu sehen hoffe. Beim „Durchreiten“ hatte Kaiser Max jedoch nichts zu sehen bekommen. Zur Entschuldigung hatte Meister Sesselschreiber den Mangel an geeigneter Behausung und Werkstätte geltend gemacht. Dieses Hindernis sollte Kaiser Max beseitigen. Am 29. November 1509 ordnete er in einem Schreiben aus Brentonico (südlich von Trient) an, dem Gilg Sesselschreiber Haus und Werkstadt zu beschaffen. Ein weiteres Schreiben des Kaisers vom 8. Dezember 1509 aus Bozen zeigt, dass Sesselschreiber auch noch eigene Bildhauer und Gießer, ferner Kupfer, Messing, Eisen, Wachs und „andern dergleichen Zeug“ verlangt hatte, was der Kaiser alles zu beschaffen befahl.

DER MÜSSIGGANG DES KÜNSTLERS

Im Folgejahr 1510 findet man wohl Kaiser Max sehr besorgt um den Guss der „großen Bilder“; alleine Meister Sesselschreiber hatte mehr seine Behaglichkeit im Auge. Damit Sesselschreiber „an dem Grab mache und nit feire, auch darin nichts versäume noch mit derselben Arbeit still gestanden werde“, bestellte Kaiser Max mit Schreiben aus Augsburg vom 1. April 1510 die Regierung in Innsbruck zum „Superintendenten“. Diese sollte Meister Gilg überwachen, ihm behilflich sein und „guten rucken halten“. Das Budget für Sesselschreibers wurde für das Jahr 1510 mit 500 Gulden festgesetzt; ab 1511 mit 1000 Gulden jährlich.

Im Juni 1511 war Kaiser Max wieder in Innsbruck. Sesselschreiber nutzte die Gelegenheit, neue Klagen über verschiedene Mängel zu führen. Am 12. Juni des Jahres schrieb der Kaiser von Steinach aus eine ernstliche Ermahnung an die Regierung in Innsbruck, die sogleich Sesselschreiber vorlud, seine Beschwerden hörte und seine Werkstädte in Mühlau inspizierte. Als Ergebnis wurden noch im Jahr 1511 diverse Zubauten bei Sesselschreibers Werkstätte vorgenommen und dafür 290 Gulden ausgegeben. Am 30. Juli berichtete die Regierung, dass Gilg Sesselschreiber ein „gegossen mannsbild“ gezeigt und versprochen habe, bis Weihnachten des Jahres die Statue der ersten Gattin des Kaisers, Maria von Burgund, zu gießen. Im November des Jahres folgte ein weiteres Beschwerdeschreiben Sesselschreibers, welches die Regierung positiv erledigte.

Im Jahr 1512 wurden weitere 333 Gulden ausgegeben, um Werkstätte und Gebäude Sesselschreibers in Mühlau zu verbessern. Sesselschreiber verwendete sein Budget jedoch nicht zum Guss der „Bilder“, sondern für die Freuden des Lebens. Mitte März 1513 traf Kaiser Max die Anordnung, mit Sesselschreiber einen Vertrag zu errichten, wonach dieser nur mehr für fertig gestellte Statuen bezahlt werde. Es solle wieder eine Inspektion der Werkstätte und die Inventarisierung aller Statuen und Teile durchgeführt werden. Am 23. März wurde erhoben, dass Sesselschreibers Arbeit 3.360 Gulden gekostet hatte. Gegossen fand man nach wie vor nur das bereits erwähnte „mannsbild“, die Statue König Ferdinands von Portugal, die bereits im Juni 1511 präsentiert worden war. Der Panzer war noch nicht angebracht und Einzelheiten fehlten. Desweiteren waren die Schilde zu vier weiteren Statuen fertig und „die Schenkel zu König Philipp“. Aufgeschreckt durch die Inspektion war Sesselschreiber an den Hof Kaiser Maximilians geeilt, der sich in Augsburg aufhielt. Diesmal hatte er weniger Erfolg: Am 16. April 1513 schreibt Kaiser Max an die Regierung in Innsbruck, dass er Sesselschreiber wieder zur Arbeit „abgefertigt“ hätte, dass „Unfleiß und Nachlässigkeit“ zu bestrafen wären und dass die Regierung ihn vom „Nachlaufen des Meisters“ verschonen möge. Am 18. Mai urgierte die Regierung die Genehmigung zum neuen Vertrag mit Sesselschreiber. Aus dem Schreiben erfahren wir, dass der Meister Mitte Mai schon wieder aus Innsbruck weg und zum Kaiser geritten war, anstatt sich der Arbeit zu widmen.

Der neue Vertrag, wonach Gilg Sesselschreiber alles Begonnene zu vollenden gehabt hätte, zeigte auch nicht den gewünschten Erfolg. Gilg ließ das Begonnene stehen und startete die Arbeit an einer weiteren Statue, nämlich Herzog Ernst dem Eisernen. So verging die Zeit bis Ende November 1513. Zu diesem Zeitpunkt verfügte die Innsbrucker Regierung eine neue Inspektion und nahm Gilg ernstlich ins Verhör. Dezidiert wurde vereinbart, dass zuerst die drei begonnen Statuen fertig zu stellen seien (König Ferdinand von Portugal, Maria von Burgund und Herzogin Zimburgis von Masovien) und dann drei weitere, bereits angefangene Statuen und schließlich Herzog Ernst. Das Jahr 1513 endeten mit verbrieften Versicherungen des Meisters Gilg, welchen die Innsbrucker Regierung Glauben schenkte. Dem Kaiser wurde berichtet, man sei guter Zuversicht, Meister Gilg werde nun die sieben angefangenen Statuen „zum fürderlichsten“ herstellen.

DER KÜNSTLER IM KRÄUTERTURM

Während Meister Gilg den Kaiser und die Innsbrucker Regierung offensichtlich an der Nase herum führte, hatte der Kaiser mit Meister Peter Vischer aus Nürnberg großes Glück: Anfang 1513 gab der Kaiser bei diesem die Herstellung der Statuen von König Arthus und König Theoderich in Auftrag. Dieser hielt seinen Kontrakt und lieferte die beiden Statuen um jeweils 500 Gulden. Dagegen war die Arbeitsleistung des Meisters Gilg zu Mühlau auch im Jahr 1514 eine äußerst geringe; im Jahr 1515 gab es sogar einen Stillstand. Am 3. Oktober 1515 wurde die Werkstätte neuerlich einer „bsicht und bschau“ unterzogen. Der Bericht darüber fiel nicht günstig für den Meister aus. Als die Innsbrucker Regierung im Dezember 1515 nach dem Befehl des Kaisers mit dem Meister verhandeln wollte, war dieser bereits wieder an den Hof des Kaisers geritten. Gilg Sesselschreiber konnte das Vertrauen des Kaisers jedoch nicht wieder erlangen. Maximilian akzeptierte aber das Angebot seines Sohnes Christoph. Dieser versprach, die Verpflichtungen des Vaters zu erfüllen und bis Pfingsten 1516 sieben Statuen zu vollenden, wenn ihm 160 Gulden bezahlt würden. Christoph Sesselschreiber hielt sein Versprechen genau so wenig wie sein Vater viele andere zuvor: Am 3. Juni 1516 wurde neuerlich Inventur in der Werkstätte zu Mühlau gemacht. Die Summe aller Kosten, die seit 1508 auf Meister Gilg entfallen war, wurde mit 6.833 Gulden berechnet. In Abrechnung der geleisteten Arbeit ergab sich eine Schuldigkeit des Gilg von 2.369 Gulden. Festgestellt wurden fünf gegossene Bilder, bei denen noch Einzelheiten fehlten; hinzu kamen diverse angefangene Arbeiten. Nun platzte dem Kaiser der Kragen: Aus Nassereith schriebt er am 11. Juni 1516 an die Innsbrucker Regierung, den Gilgen „zustundan nachstellen und, wo man ihn betreten mag, gefänklich annehmen und gen Innsbruck führen lasset und ernstlich mit ihm zu handeln“. Auf Befehl des Kaisers wurde Gilg Sesselschreiber in Augsburg verhaftet und er wanderte am 22. Juni in den „Kräuterturm“, die alte Innsbrucker „Herberge“ für Untersuchungshäftlinge und Verurteilte.

Das Schicksal des Vaters spornte vorübergehend den Eifer des Sohnes Christoph; dem Vater wurde daraufhin der Arrest erlassen. Insgesamt zwölf Statuen wollte Christoph Sesselschreiber bis Weihnachten 1516 vollendet übergeben. Auch diese Zusage wurde nicht eingehalten. Endgültig getrennt hat sich der Kaiser von Gilg Sesselschreiber jedoch erst im Sommer 1518, nachdem ihm Sesselschreiber 1517 noch an den Hof nach Mecheln (Antwerpen/Belgien) und nach Triest „nachgelaufen“ war. Im Sommer 1518 wurde der Guss der „großen Erzbilder“, der „Schwarzen Mander“, auf den Rotschmiedemeister Stefan Godl übertragen, der zwischen 1518 und 1533 siebzehn der großen Erzbilder geschaffen hatte. Die Statue des Chlodwig, König der Franken, hat Gregor Löffler 1549/1550 gegossen.

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Kaiser Maximilian und das Kreutz mit den Schwarzen Mandern, von Bernd Oberhofer

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Fortsetzung:

Letzter Reiseplan für Kaiser Max

Kaiser Maximilian 1519: der Liebhaber Tirols verstirbt

Kaiser Maximilian und die Schwarzen Mander

Kaiser Maximilian: Ein letzter Reiseplan für Kaiser Max

Kaiser Maximilian: Schwarze Mander posen am leeren Grab

Letzter Reiseplan für Kaiser Max

David Ritter von Schönherr (* 1822 in Pinswang; † 1897 in Innsbruck), gemalt 1902 von Ferdinand Behrens. Das Verdienst, die wechselreiche Geschichte des Grabmals von Kaiser Maximilian in der Innsbrucker Hofkirche für die Nachwelt erforscht zu haben, gebührt Dr. David Ritter von Schönherr, der 1890 im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlung des a.h. Kaiserhauses (Seiten 140 – 268) die „Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hofkirche zu Innsbruck“ veröffentlichte. Selbst Geschichtelehrer verbreiten unter ihren Schülern das Gerücht, dass Kaiser Maximilian sein Grabmal in der Innsbrucker Hofkirche geplant hätte. Tatsächlich hatte der Kaiser ganz andere Pläne. Er dachte und handelte stets im europäischen Rahmen, sowohl politisch und geostrategisch, als auch diplomatisch und dynastisch. Die von ihm beschäftigten Professoren der Genealogie führten die Linie seiner Vorfahren bis auf Chlodwig I. († 511) aus dem Geschlecht der Merowinger und Begründer des Reiches von Karl dem Großen († 814) und weiter auf Gaius Iulius Caesar († 44 v. Chr) zurück. Durch seine politischen Allianzen und seine Heiratspolitik hatte Kaiser Maximilian seine Enkel Kaiser Karl V. (*1500 in Gent; † 1558 in Spanien) und Kaiser Ferdinand I. (*1503 in Spanien, † 1564 in Wien) weit über alle anderen europäischen Fürsten erhoben. Im Jahr 1511, als Papst Julius II. schwer erkrankte, traf Kaiser Max sogar diplomatische Vorbereitungen, die ihn selbst auf den päpstlichen Thron bringen sollten. Nach Maximilians Selbstverständnis standen nur wenige Alternativen für die Auswahl eines Bestattungsortes offen. Nach seinen eigenen Plänen wollte er an dem Ort zur Erde zurückkehren, an dem er geboren war, in Wiener Neustadt. Dort hätten die „Schwarzen Mander“ seine Grabwächter sein sollen.
David Ritter von Schönherr (* 1822 in Pinswang; † 1897 in Innsbruck), gemalt 1902 von Ferdinand Behrens. Das Verdienst, die wechselreiche Geschichte des Grabmals von Kaiser Maximilian in der Innsbrucker Hofkirche für die Nachwelt erforscht zu haben, gebührt Dr. David Ritter von Schönherr, der 1890 im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlung des a.h. Kaiserhauses (Seiten 140 – 268) die „Geschichte des Grabmals Kaisers Maximilian I. und der Hofkirche zu Innsbruck“ veröffentlichte. Selbst Geschichtelehrer verbreiten unter ihren Schülern das Gerücht, dass Kaiser Maximilian sein Grabmal in der Innsbrucker Hofkirche geplant hätte. Tatsächlich hatte der Kaiser ganz andere Pläne. Er dachte und handelte stets im europäischen Rahmen, sowohl politisch und geostrategisch, als auch diplomatisch und dynastisch. Die von ihm beschäftigten Professoren der Genealogie führten die Linie seiner Vorfahren bis auf Chlodwig I. († 511) aus dem Geschlecht der Merowinger und Begründer des Reiches von Karl dem Großen († 814) und weiter auf Gaius Iulius Caesar († 44 v. Chr) zurück. Durch seine politischen Allianzen und seine Heiratspolitik hatte Kaiser Maximilian seine Enkel Kaiser Karl V. (*1500 in Gent; † 1558 in Spanien) und Kaiser Ferdinand I. (*1503 in Spanien, † 1564 in Wien) weit über alle anderen europäischen Fürsten erhoben. Im Jahr 1511, als Papst Julius II. schwer erkrankte, traf Kaiser Max sogar diplomatische Vorbereitungen, die ihn selbst auf den päpstlichen Thron bringen sollten. Nach Maximilians Selbstverständnis standen nur wenige Alternativen für die Auswahl eines Bestattungsortes offen. Nach seinen eigenen Plänen wollte er an dem Ort zur Erde zurückkehren, an dem er geboren war, in Wiener Neustadt. Dort hätten die „Schwarzen Mander“ seine Grabwächter sein sollen.

Ein letzter Reiseplan für Kaiser Maximilian

 

von
Bernd Oberhofer

Das offizielle Lebensmotto Kaisers Maximilian lautete: „tene mensuram – halte Maß!“ Bei seinen Plänen und Taten folgte er viel öfter seinem inoffiziellen Motto „le plus grand du monde – der Größte der Welt!“. Kaiser Max dachte und handelte im europäischen Rahmen, politisch, geostrategisch, diplomatisch und dynastisch. Professoren führten die Linie seiner Vorfahren bis auf Chlodwig den Merowinger († 511), den Begründer des Reiches von Karl dem Großen († 814) und weiter auf Gaius Iulius Caesar († 44 v. Chr) zurück. Durch seine politischen Allianzen und seine Heiratspolitik hat Kaiser Max seine Enkel Karl und Ferdinand weit über alle anderen europäischen Fürsten erhoben. Im Jahr 1511, als Papst Julius II. schwer erkrankte, traf Kaiser Max diplomatische Vorbereitungen, die ihn selbst auf den päpstlichen Thron bringen sollten: Maximilian wollte nach dem Vorbild der Oströmischen Kirche das Amt des Kaisers und das des Papstes in seiner Person vereinen. Im Sinn seines inoffiziellen Lebensmottos „le plus grand du monde – der Größte der Welt!“ hätte der Petersdom in Rom eine ideale Grabstätte abgegeben. 400.000 Dukaten sollte das Fugger´sche Bank- und Handelshaus zur Bestechung der Kardinäle für den Wahlakt bereithalten. Zur Vorbereitung wollte Kaiser Max Koadjutor des schwerkranken Papstes werden und sein Leben lang keine nackte Frau mehr ansehen. Die überraschende Genesung von Papst Julius II. zerschlug diese Pläne. So hat sich Kaiser Max auf das „tene mensuram – halte Maß!“ besonnen: Er wollte an dem Ort zur Erde zurückkehren, an dem er geboren war, in Wiener Neustadt.

KAISER FERDINAND WILL DIE ÜBERFÜHUNNG

Sein Enkel und Erbe Kaiser Ferdinand I. hatte jedoch andere Pläne. Kaiser Ferdinand (*1503 in Spanien, † 1564 in Wien) hatte Innsbruck als Aufstellungsort für die gigantischen Grabwächter, die „Schwarzen Mander“, erwählt. Und Kaiser Ferdinand hatte zu diesem Zweck eigens die Innsbrucker Hofkirche erbauen lassen. Kurz vor seinem Tod gab Kaiser Ferdinand den Auftrag, die in Wiener Neustadt beigesetzten irdischen Reste Kaisers Maximilian I. nach Innsbruck zu überführen. Am 21. Juni 1564 verständigte Kaiser Ferdinand die Regierung in Innsbruck. Er erteilte den Auftrag ausführlichen Bericht zu erstatten, mit welchen Feierlichkeiten die Transferierung der sterblichen Überreste Kaisers Maximilian I. von Wiener Neustadt in die Innsbrucker Hofkirche verbunden werden sollte.

Die Regierung in Innsbruck holte bezüglich der gebotenen kirchlichen Feierlichkeiten das Gutachten des Weihbischofs von Brixen ein und erstattete unter dem 15. Juli 1564 Bericht: Die kirchlichen Zeremonien, womit die Gebeine in Wien Neustadt erhoben, weggeführt und in Innsbruck bestattet werden sollten, müssten vom „weltlichen Pomp“, mit dem diese Transferierung zu begleiten wäre, unterschieden werden. In ersterer Beziehung verwies die Tirolische Regierung den Kaiser auf das beigeschlossene Gutachten des Brixner Bischofs. Betreffend des „weltlichen Gepränges“ aber bemerkt sie, dass in Tirol unbekannt sei, was Kaiser Maximilian diesbezüglich in seinem Testament angeordnet habe. Man erwarte sich deshalb Weisung vom Kaiser selbst. In Berücksichtigung der Würde und Hoheit Kaisers Maximilian I. und des Umstandes, dass derselbe ein Erzherzog zu Österreich und Landesfürst von Tirol gewesen, sollten die Feierlichkeiten jedenfalls stattlich und ansehnlich sein, so als ob der Kaiser erst verstorben wäre.

Wenige Tage nach Abgang dieses Berichts starb jedoch Kaiser Ferdinand am 25. Juli 1564 und die ganze Angelegenheit ruhte bis zum Jahr 1570. Die Österreichischen Erblande waren zwischenzeitlich unter den drei Söhnen Kaisers Ferdinand I. geteilt worden: In Tirol und den Vorlanden regierte Erzherzog Ferdinand (*1529; † 1595), in Wien sein kaiserlicher Bruder Maximilian II. (*1527; † 1576). Am 27. März 1570 schrieb Erzherzog Ferdinand seinem kaiserlichen Bruder nach Wien, dass er dem verstorbenen Vater Kaiser Ferdinand versprochen habe, die Erhebung und Überführung der irdischen Reste Kaisers Maximilian I. zu veranlassen. Er sei bereit dafür den Großteil der Kosten zu übernehmen. Maximilian II. sollte nur die Überführung bis zur Grenze des Landes Tirol bewirken. Von da weg würde er, Erzherzog Ferdinand, die weitere Überführung und die Beisetzung verrichten und vollenden. Kaiser Maximilian II. antwortete seinem Bruder am 13. April. Er lobte ihn ob seiner Mahnung und versicherte, dass er nicht weniger geneigt sei und danach trachte, den „letzten Willen Kaisers Maximilian I.“ und des gemeinsamen kaiserlichen Vaters (Ferdinand I.) zu vollziehen. Er werde alsbald die Anordnung treffen, dass die Überführung bis an die Grenze des Landes Tirols vorgenommen werde. Die weiteren Zeremonien überlasse er ganz dem Erzherzog.

ERZHERZOG FERDINAND PLANT ALLE DETAILS

Auf Grund der Zusage von Kaiser Maximilian II. wurde in Innsbruck die Durchführung der Feierlichkeit beraten. Geplant wurde die Übernahme der Gebeine des großen Kaisers von Kufstein weg. Das Hofgesinde, die Offiziere und alle Diener des Erzherzogs, die fürstlichen Amtleute und der inntalische Adel sollten sich in schwarzen Kleidern nach Kufstein begeben, um die kaiserlichen Gebeine in Empfang zu nehmen. Auf einem mit sechs schwarzen Pferden bespannten Wagen in Begleitung von Priestern und Bruderschaften mit Windlichtern und anderen Kerzen sollten diese in die Kufsteiner Pfarrkirche gebracht und dort über Nacht bewacht werden. Während der Ein- und Ausbegleitung zu Kufstein sowie in allen anderen Ortschaften, durch welche die kaiserlichen Gebeine geführt würden, solle mit allen Glocken geläutet, sonst aber bis zum Eintreffen in Innsbruck kein Gottesdienst auf der Fahrt gehalten werden. Zur Überstellung von Kufstein nach Innsbruck wurden drei Tage bestimmt. Am ersten Tag sollte in Rattenberg, am zweiten Tag in Hall das Nachtlager genommen werden. Dem Leichenzug selbst sollten Hofgesinde und Diener voranreiten, auf dem Wagen mit den Gebeinen zwei Priester und etliche Knaben mit Windlichtern Platz nehmen und dann ein zweiter Wagen mit Priestern und Knaben, Windlichter haltend, folgen. Den Schluss sollte wieder Gesinde sowie die Dienerschaft bilden. Die Ein- und Ausbegleitung in Rattenberg und Hall hätte prozessionsweise unter Beteiligung aller Priester und Bruderschaften zu erfolgen.

Als Zeit für die Ankunft in Innsbruck wurde 14.00 Uhr nachmittags festgesetzt. Zum Empfang sollte der Erzherzog mit allen seinen Räten und Dienern über die Innbrücke dem Zug entgegen reiten; auch sollten sich alle Priester mit dem Weihbischof an der Spitze, die Prälaten vom Stams, Georgenberg und Wilten und alle Bruderschaften dazu einfinden. Der Sarg sollte in feierlicher Prozession in die Kirche getragen und nach Durchführung der kirchlichen Zeremonien in der Gruft unter des Kaisers Grabmal zur ewigen Ruhe gebettet werden. Wie aus einem Bericht der tirolischen Regierung an den Erzherzog vom 17. Juni 1570 hervorgeht, haben diese Vorschläge die Genehmigung des kaiserlichen Bruders Maximilian II. in Wien erhalten. Allein zur Ausführung wurden sie von ihm nicht gebracht.

EINSAME SCHWARZE MANDER

Im Jahr 1576 verstarb Kaiser Maximilian II.; Nachfolger wurde sein ältester Sohn Rudolf II. (*1552; † 1612). Erzherzog Ferdinand wandte sich schon Anfang 1577 an seinen kaiserlichen Neffen, um diesen für das Unternehmen zu gewinnen. Am 05. Jänner 1577 berichtete er in einem Schreiben an Kaiser Rudolf II. über den Bau des Grabmals, den Bau der Hofkirche und den Umstand, dass das Grab längst hergestellt und es nur mehr an der Übertragung der Gebeine des Kaisers Maximilian I. von Wiener Neustadt nach Innsbruck fehle. Es liege ihm viel an der Überführung, weil er den von Kaiser Ferdinand I. erteilten Auftrag erfüllen wolle. Er bitte deshalb den Kaiser, diese Angelegenheit in Erwägung zu ziehen, damit endlich die kaiserliche Leiche an den Ort komme, wohin sie gehöre. Was Kaiser Rudolph auf dieses Ersuchen erwiderte, ist unbekannt. Tatsächlich blieb die Bitte Erzherzogs Ferdinand ungehört. So steht das für Kaiser Maximilian I. erbaute Grabmal bis heute leer.

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Letzter Reiseplan für Kaiser Maximilian, von Dr. Bernd Oberhofer

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Fortsetzung:

Schwarze Mander: Posing am leeren Grab

Kaiser Maximilian 1519: der Liebhaber Tirols verstirbt

Kaiser Maximilian und die Schwarzen Mander

Kaiser Maximilian: Ein letzter Reiseplan für Kaiser Max

Kaiser Maximilian: Schwarze Mander posen am leeren Grab